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b) Hegels Interpretation des Zusammenhangs zwischen Zeit und Geist


Wie ist der Geist selbst verstanden, daß gesagt werden kann, es sei ihm gemäß, mit seiner Verwirklichung in die als Negation der Negation bestimmte Zeit zu fallen? Das Wesen des Geistes ist der Begriff. Darunter versteht Hegel nicht das angeschaute Allgemeine einer Gattung als die Form eines Gedachten, sondern die Form des sich denkenden Denkens selbst: das sich – als Erfassen des Nicht-Ich – Begreifen, Sofern das Erfassen des Nicht-Ich ein Unterscheiden darstellt, liegt im reinen Begriff als Erfassen dieses Unterscheiden« ein Unterscheiden des Unterschieds. Daher kann Hegel das Wesen des Geistes formal-apophantisch als Negation der Negation bestimmen. Diese »absolute Negativität« gibt die logisch formalisierte Interpretation von Descartes’ cogito me cogitare rem, worin er das Wesen der conscientia sieht.

Der Begriff ist sonach die sich begreifende Begriffenheit des Selbst, als welche das Selbst eigentlich ist, wie es sein kann, das heißt frei. »Ich ist der reine Begriff selbst, der als Begriff zum Dasein gekommen ist«1. »Ich aber ist diese erstlich reine, sich auf sich beziehende Einheit, und dies nicht unmittelbar, sondern, indem es von aller Bestimmtheit und Inhalt abstrahiert und in die Freiheit der schrankenlosen


1 Vgl. Hegel, Wissenschaft d. Logik, II. Bd. (ed. Lasson 1923), 2. Teil, S. 220.


Martin Heidegger - Sein und Zeit