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I. Hinweise zu »Sein und Zeit«

Zu § 42.

»Die Bewährung« der Auslegung des Daseins als Sorge


Hier zeigt sich die völlige Verkennung dessen, was eigentlich vollzogen wurde; das Anfangen — meta-physischer Entwurf des Da-seins — kann niemals bewährt werden auf die Weise, wie das hier geschieht; im Gegenteil, diese »Bewährung« zeigt die Un-wahrheit der Sorgeauslegung—durch die freilich das Wesentliche des Da-seinsentwurfes nicht berührt wird; die Sorgeauslegung ist meta-physisch insofern unwahr, als sie ja durch die Bewährung auf ein ganz anderes, gewesenes geschichtliches Menschsein (Stoa, Christentum) sich zurückberuft und so um ihren eigensten Sinn bringt.

Was an dieser »Bewährung« berechtigt ist, das betrifft den Umstand, daß auch unter das Maß des ersten Anfangs das Menschsein in seiner Vermögensmannigfaltigkeit erfahren und gedeutet wurde. Aber die cura und μέριμνα!

Der erste Satz des Paragraphen sagt alles: »Herausstellung der Sorge«? nein-Entwurf des Da-seins »für das Seiende, das wir je selbst sind, ( ... ) ›Mensch‹« »die angemessenen ontologischen Fundamente zu gewinnen«! Wonach wird diese »Angemessenheit« selbst bemessen? »Fundamente« — als ob sie doch vorhan [96] den und bisher nur verdeckt gewesen wären! I statt entwerfende Gründung des Da-seins -aber nicht als Unterlage und ontologisches Dahinter, sondern als vor-geworfener Spielraum eines zweiten Arifangs. (vgl. L. A. S. 16)

In der Abwehr wesentlich ist: die Vermeidung der Bestimmung des Menschen als »Vernünftiges Lebewesen« — als Bewußtseins-Ich als Person und dgl. und gerade hier wird von »ontologischer ›Konstruktion‹«! gesprochen! aber im Sinne des Entwurfs der Bedingungen der Ermöglichung des schon so und so als Wirklich genommenen! doch nur eine Dahinterschaltung!

Warum — so sei noch einmal gefragt — Sorge? (vgl. unten zu § 43) Ist das nicht doch eine sog. weltanschaulich-standpunktliche Auslegung des Verfassers? Ja und nein! In der Absicht ist gewollt

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