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67. Geschichte und Historie


65. Philosophie — Denken — Sein

Unter welchen Bedingungen ist die »Philosophie« ein »Sein« im Sinne der wesenhaften Zugehörigkeit des geschichtlichen Menschen (»Da-sein«) in die Wahrheit des Seins?

Inwiefern bedarf dieses »Sein« als Denken nicht eines »Ergebnisses« (was erst nachher »herauskommt«)? (1. weil »Ergebnisse« überhaupt nicht wesentlich; 2. weil »Sein« vor aller Ergiebigkeit.) Inwiefern ist es gleichwohl nicht ein bloßes »existenzielles« Kreisen um den Menschen? (»Existenzphilosophie« besorgt Seiendes und eignet nicht das Sein. Kann dieses auch nicht, gerade weil »Existenz« nicht mehr existentia, geschweige denn das Sein selbst im Wesen seiner Wahrheit.) Inwiefern ist hier Geschichte, das Wesen der Geschichte, Ereignishaft?


66. Überlieferung aus dem Wesen des Geschichts

Geschieht ist als Schickung (Ereignis) wesenhaft über-eignend. In der Uber-eignung gründet Überlieferung — nur diese gegründet ist eigentliche. Inwieweit bedarf es hier der Kenntnisse? Kenntnisse ohne Andenken sind nichtig. Uber-eignung — Anfang und Andenken .


67. Geschichte und Historie

Wir sind durch die Historie dahin gebracht, daß wir, im Wesen geschichtlich seiend, uns überall ungeschichtlich gebärden.

Wie vermag dieses die Historie? Weil sie zum Wesen der Technik gehörig ihren Ursprung im Wesenswandel der Wahrheit und des Seins hat.

Die Historie — als Erkundung — Ausrechnung des Vergangenen, als Schriftstellerei, als Wissenschaft, als Interatur, als Journalismus, als Forschung und archivalische Organisation; Propaganda als die planmäßige Historisierung, Rundfunk, Film. Im Gesichtskreis der Historie und der Technik geht das Vorstellen nur auf Einrichtungen, Leistungen, Werke, leistende Personen, Einzelne und Massen; auf Zivilisation und Kultur und Politik — alles Gemachte des Menschen, nirgends die Wirklichkeit selbst.


Martin Heidegger (GA 71) Das Ereignis