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1. Was sagt »Anfang«?
Aus einer aufgegriffenen Wortbedeutung läßt sich nichts heraus, dröseln. Und wenn dies auch gelänge, dann wäre das »wort« doch nicht das Wort, das hier Wesentliches sagen soll. Das Wort ist hier die Sage der Wahrheit des Seyns. Also muß das Denken des Seyns das Wort sagen und rechtfertigen oder gar fordern, sofern das Seyn selbst in dieses »Wesen«, das Anfang heißen soll, zurückwinkt und mit dem Wesen dessen Wesung und Wesenheit bestimmt.
Das Denken des Seyns als Anfang denkt vor in das Wesen des Seyns als Ereignis. Beide Wesungen, Er-eignis und Anfang, gehören zusammen. Durch dieses Denken wird das »Seyn« als Wesenswort nicht ausgelöscht; wohl aber verliert es seinen ausschließlichen Vorrang, der vor allem in der Gestalt der metaphysischen Wesensprägung (»Seiendheit«) jede Wesensfrage nach dem Seyn selbst verwehrte, indem jenes Gepräge den Schein bestärkte, in der Gestalt der Frage nach der Seiendheit des Seienden (worin alle »Ontologie« sich erschöpft) sei alles Bestimmen des Seins enthalten.
Wenn der »Anfang« die Wahrheit des Seyns sagt, wie wissen wir dann vom Sein? Zunächst durch die Erinnerung daran, daß wir das Sein kennen und verstehen, ohne freilich von diesem Verstehen eine besondere »Kenntnis« zu nehmen. Das Verstehen von »Sein« ist wesentlich entfernt von einem Wissen des Seyns. Denn jenes Verstehen neigt stets dazu, das Sein aus dem Seienden zu erklären. Das Wissen des Seyns kann nur in einem Absprung aus dem Verstehen des Seins vorbereitet, jedoch auch dann nicht geradehin erlangt werden. Das Er-denken des Seyns in seinem Wesen bleibt für den Menschen das Schwerste und dies gerade aus Gründen, die sonst das Gegenteil vermuten lassen. Weil das Wiesen des Menschen — allzu verborgen noch — im Bezug des Seyns zum Menschen hängt und schwingt, gelangt das Denken erst nur aus der Ferne in diesen einzigen Wesensbereich des Einzigen, das ist der Wahrheit des Seyns als Ereignis und Anfang.
Dem Wort nach meint Anfang zunächst soviel wie »Beginn«