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In »Sein und Zeit« ist dieser Zusammenhang vorausgesetzt, geahnt, aber nicht bewältigt und auch nicht die nächste Aufgabe. Zeitlichkeit zeitigt den Lichtungsbereich für das Sein (die dort sogenannte »Temporalität«a). Zeitlichkeit ist der Vorname für die Wahrheit des Seyns, das als Ereignis die Wesung der »Geschichte« ist. Deshalb muß »Zeitlichkeit« der Grund der Möglichkeit der »Geschichtlichkeit« des Da-seins werden.

Solange die Geschichte nur vom Da-sein her begriffen wird, ist sie zwar wesentlich gefaßt und unvergleichlich anders, denn in jeder Hinblicknahme auf Historie und deren »Gegenstand«. Trotzdem kommt hier und so das Wesen der Geschichte noch nicht ins Freie; und deshalb kann von hier aus noch nicht gründend über die Geschichtlichkeit des Daseins entschieden werden.

Geschichte ist Gründung der Wahrheit des Seyns, so zwar, daß diese Gründung als solche Ereignung ist im Ereignis als Austrag.

Da-sein ist die Inständigkeit in der Geschichte und deshalb kann das Menschentum, das im Da-sein inständet, eigentlich oder uneigentlich geschichtlich sein; und das letztere meint »ungeschichtlich«.

Sofern sich aber zeigt, daß das Menschentum überhaupt noch nicht in das Da-sein er-eignet ist und zwar weil die Seinsverlassenheit im Seienden herrscht, muß erkannt werden, daß dieses Menschentum noch geschichts-los und gerade deshalb durch und durch »historisch«.2

Weil das Da-sein erst künftig-übergänglich west, muß Alles, was vor diesem Anfang war und ist, geschichtlich sein im Sinne des noch verborgenen und ungegründeten Bezuges zur Wahrheit des Seyns. Und sofern dieser Bezug zuvor vergessen sein muß, geht der Übergang durch eine geschichts-lose »Zeit« hindurch.


a As.: das Epochale I. 3.

2 Über Historie vgl. Besinnung. Gesamtausgabe Band 66, 64. Historie und Technik, 62. Geschichte.


Martin Heidegger (GA 69) Die Geschichte Seyns