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VIII. Das Seyn und der Mensch


zu Erfragende (im besten Falle gelehrtenhafter Rechnungsbetrieb — Historismus als Beschäftigung).

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»Sein und Zeit«

Von außen kommend, kann man den Ansatz nehmen als eine Auslegung des Menschen als Da-sein. Doch schon die Auslegung schwingt nur im Entwurf des Menschen als Da-sein.

Das Da-sein wesentlich im »Seinsverständnis« und d. h. wiederum als Entwurf des Seins auf seine Wahrheit (»Zeit«), wobei diese Wahrheit nicht als solche im Wissen zu stehen braucht.

Wie immer — in »Sein und Zeit« ist von der Wahrheit des Seins her und nur so nach dem Menschen gefragt. Dieses Fragen gehört ganz dem Erfragen des Fragwürdigsten — wie aber dieses, das Seyn?

Die Grunderfahrung — wesentlich im Was und Wie gewandelt: das Sein nicht Abhub eines leersten Allgemeinsten, das sich dann kategorial auffüllt, nicht »Nachtrag«, der als »Idee« noch behelfsmäßig zugelassen, sondern: das Sein der Ab-grund als Er-eignis .

Deshalb ist »Sein und Zeit«

1. weder irgend eine Art von »Anthropologie« (der Mensch als solcher inmitten des Seienden, sei es als ein Seiendes unter anderem, sei es als Bezugsmitte)

2. noch irgend eine Art von »Metaphysik« (das Sein als Seiendheit auf das Seiende zu).

Deshalb muß aber auch »Sein und Zeit«, das nur ein Notweg neben möglichen anderen sein kann, unvermeidlich wie »Metaphysik« und »Anthropologie« sich ausnehmen, ja sogar im Durchgang durch diese mit ihrer Hilfe sich vorerst »verständlich« machen, d. h. alle möglichen und nächstliegenden Mißverständnisse hinnehmen. Gleichwohl ist all dieses nirgendwo tragend und leitend, (vgl. 61. Der Anthropomorphismus)


Martin Heidegger (GA 66) Besinnung