Das Da-sein gründet sich und west in der gestimmten, schaffenden Ertragsamkeit und wird so selbst erst zum Grund und Gründer des Menschen, der jetzt neu vor die Frage kommt, wer er sei, welche Frage den Menschen ursprünglicher erfragt als den Wächter der Stille des Vorbeigangs des letzten Gottes.
208. Die Wahrheit
Wie konnte sie uns sein jener letzte Rest des auBersten Verfalls der platonischen ἀλήθεια (ἰδέα), die Geltung von Richtigkeiten an sich als Ideal, d. h. die großte aller Gleichgültigkeiten und Ohnmächte?
Wahrheit ist als das Ereignis des Wahren die abgründige Zerklüftung, in der das Seiende zur Entzweiung kommt und im Streit stehen muB.
Wahrheit ist uns auch nicht das Festgemachte, jener verdächtige Nachkomme der Gültigkeiten an sich. Sie ist aber auch nicht das bloße Gegenteil, das grobe Fließen und Flüssigbleiben aller Meinungen. Sie ist die abgründige Mitte, die erzittert im Vorbeigang des Gottes und so der ausgestandene Grund ist für die Gründung des schaffenden Da-seins.
Wahrheit ist die große Verächterin alles »Wahren«, denn dieses vergißt sogleich die Wahrheit, die sichere Entfachung der Einfachheit des Einzigen als des je Wesentlichen.
209. ἀλήθεια — Offenheit und Lichtung des Sichverbergenden
Im groben gesehen sind das verschiedene Namen für dasselbe und dennoch verbirgt sich hinter diesen Nennungen eine entscheidende Frage.
I. Schon ἀλήθεια und ἀλήθεια ist nicht dasselbe. Schon hier muB gefragt werden, wie die ἀλήθεια anfanglich erfahren wurde, wie weit ihre Bestimmtheit reichte, ob überhaupt erst durch das platonische ζυγόν die erste Bestimmung erreicht wurde und
Contributions to Philosophy (of the Event) p. 262