239
123. Das Seyn

122. Der Sprung
(der geworfene Entwurf)


ist der Vollzug des Entwurfs der Wahrheit des Seyns im Sinne der Einrückung in das Offene, dergestalt, daB der Werfer des Entwurfs als geworfener sich erfahrt, d. h. er-eignet durch das Seyn. Die Eröffnung durch den Entwurf ist nur solche, wenn sie als Erfahrung der Geworfenheit und damit der Zugehörigkeit zum Seyn geschieht. Das ist der wesentliche Unterschied gegenüber aller nur transzendentalen Erkenntnisart hinsichtlich der Bedingungen der Möglichkeit (vgl. Der Sprung, 134. Der Bezug von Da-sein und Seyn).

Die Geworfenheit aber bezeugt sich und bezeugt sich nur in den Grundgeschehnissen der verborgenen Geschichte des Seyns und zwar fur uns zumal in der Not der Seinsverlassenheit und in der Notwendigkeit der Entscheidung.

Indem der Werfer entwirft, »vom Ereignis« denkerisch sagt, enthüllt sich, daB er selbst, je entwerfender er wird, urn so geworfener schon der Geworfene ist.

In der Eröffnung der Wesung des Seyns wird offenbar, daB das Da-sein nichts leistet, es sei denn den Gegenschwung der Er-eignung aufzufangen, d. h. in diesen einzurücken und so erst selbst es selbst zu werden: der Wahrer des geworfenen Entwurfs, der gegründete Gründer des Grundes.


123. Das Seyn


Wagen wir das unmittelbare Wort:

Das Seyn ist die Erzitterung des Götterns (des Vorklangs der Götterentscheidung über ihren Gott).

Diese Erzitterung erbreitet den Zeit-Spiel-Raum, in dem sie selbst als Verweigerung ins Offene kommt. So »ist« das Seyn das Er-eignis der Er-eignung des Da, jenes Offenen, in dem es selbst erzittert.


Martin Heidegger (GA 65) Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)