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I. Vorbück

Die Grunderfahrung ist nicht die Aussage, der Satz, und demzufolge der Grundsatz, sei es »mathematisch« oder »dialektisch«, sondern das Ansichhalten der Verhaltenheit gegen das zögernde Sichversagen in der Wahrheit (Lichtung der Verbergung) der Not, der die Notwendigkeit der Entscheidung entspringt (vgl. Vorblick, 46. Die Entscheidung).

Wenn diese Verhaltenheit zum Wort kommt, ist das Gesagte immer das Ereignis. Dieses Sagen verstehen heißt aber, den Entwurf und Einsprung des Wissens in das Ereignis vollziehen. Das Sagen als Erschweigen gründet. Nicht etwa ist sein Wort nur ein Zeichen für ganz Anderes. Was es nennt, ist gemeint. Aber das »Meinen« eignet nur zu als Da-sein und d. h. denkerisch im Fragen.

Das Erschweigen und das Fragen: das wesentliche Fragen als zur Entscheidung stellen des Wesens der Wahrheit.

Suchen nach dem Seyn? Der ursprüngliche Fund im ursprünglichen Suchen.

Suchen — schon das Sich-in-der-Wahrheit-halten, im Offenen des Sichverbergenden und Sichentziehenden. Das Suchen (ursprünglich) als Grundbezug zur zögernden Versagung. Das Suchen als Fragen und dennoch Erschweigen.

Wer sucht, der hat schon gefunden! Und das ursprüngliche Suchen ist jenes Ergreifen des schon Gefundenen, nämlich des Sichverbergenden als solchen.

Während das gewöhnliche Suchen erst findet und gefunden hat, indem es aufhört zu suchen.

Daher wird der ursprüngliche Fund in der ursprünglichen Bergung gerade als das Suchen als solches geborgen. Das Fragwürdigste würdigen, im Fragen verharren, Inständlichkeit.


39. Das Ereignis


Dieses ist der wesentliche Titel für den Versuch des anfänglichen Denkens. Der öffentliche Titel aber darf nur lauten: Beiträge zur Philosophie.


Martin Heidegger (GA 65) Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)

Contributions to Philosophy (of the Event) pp. 63-64

GA 65