§ 15. Phänomenologie ein Wie der Forschung 75
kanntsein ist meist Niederschlag eines Gehörthabens, eines Lernens. Das Worüber ist dabei präsent in überlieferter Auffassung oder Prägung; z. B. die Logik in bestimmter sachlicher Ordnung. Prägung und Problematik.
Die jeweilige Lage einer Wissenschaft steht vor dem bestimmten Stand ihrer Dinge. Ihr Sich-zeigen kann ein Aspekt sein, der sich durch Tradition so festgelegt hat, daß diese Uneigentlichkeit gar nicht mehr erkannt, sondern für das Eigentliche gehalten wird. Und was sich schlicht an ihm selbst zeigt, braucht noch nicht die Sache selbst zu sein. Sofern man es dabei bewenden läßt, hat man schon in der Aufstellung des Bodens eine Zufälligkeit für ein Ansich ausgegeben. Man nimmt eine Verdeckung für die Sache selbst.
Eine solche schlichte Aufnahme verbürgt also noch gar nichts. Es gilt über die Anfangsstellung hinaus zur verdeckungsfreien Sacherfassung zu kommen. Dazu ist nötig die Erschließung der Verdeckungsgeschichte. Die Tradition der philosophischen Fragen muß bis zu den Sachquellen zurückverfolgt werden. Die Tradition muß abgebaut werden. Dadurch erst ist eine ursprüngliche Sachstellung möglich. Dieser Piückgang stellt die Philosophie wieder vor die entscheidenden Zusammenhänge.
Das ist heute nur möglich durch grundsätzliche historische Kritik. Diese ist nicht bloß Aufgabe als bequeme Illustration, sondern Grundaufgabe der Philosophie selbst. Wie bequem man sich es macht, zeigt die Geschichtslosigkcit der Phänomenologie: man glaubt, die Sache sei durch beliebige Blickstellung in naiver Evidenz zu gewinnen. Weiter ist charakteristisch der Dilettantismus, mit dem Meinungen aus der Geschichte aufgegriffen und weitergebildet werden. Man macht aus der Geschichte einen Roman.
Der Abbau nimmt seinen Ausgang bei der Vergegenwärtigung der heutigen Lage. - Wenn sich die philosophische Forschung als etwas Langwieriges ausnimmt, so muß man sich darein finden und warten. Es braucht nicht jede Zeit ein großes System zu haben.