Des weiteren ist zu sagen: In der Tat liegt in der Phänomenologie eine Beschränkung des Erkennens bzw. eine Möglichkeit dazu, die allerdings nicht immer und vielleicht heute nicht ergriffen ist. Die Frage ist aber, ob diese Beschränkung im Sinne der Grundaufgabe der Philosophie ein Mangel ist, ein Zurückbleiben gegenüber allem höhergeborenen Durchdringen, Aufsteigen, Weitervordringen.
Zugleich aber ist zu fragen: Was heißt irrational? Das bestimmt sich doch nur an einer Idee von Rationalität. Woraus erwächst deren Bestimmung? Dieses verhängnisvolle Begriffspaar (Form - Inhalt; endlich - unendlich) einmal zugestanden: Wenn die Rationalität und entsprechend die Irrationalität ζ. B. des Aesthetischen etwas total anderes wäre als etwa die des Religiösen, d. h., wenn sich »rational« in der grundsätzlichen Verwendung auf etwas ganz Sachentleertes beschränkte, was soll diese Rationalität erreichen?
Kann überhaupt thematisch Gegenständliches in der Weise negativ bestimmt werden als Irrationales? Wo dieser Ansatz gemacht wird, versteht man sich selbst nicht; man merkt nicht, daß gerade dann alle Dialektik richtungslos bleibt, wenn nicht ein bestimmter Grundblick auf die Sache, eine fundamentale Rationalität entscheidend ist, die ständig aus dem Blick auf die Sache, aber nicht in der Dialektik als solcher sich bewährt.
Die mögliche Betonung des gehaltlichen Reichtums an Lebensphänomenen in einem dialektischen System z.B. trägt so wenig etwas bei, den eigentlichen Seinscharakter des dialektischen Verhaltens anders bestimmen zu lassen, daß dieser vielmehr nur noch mehr als eine »Fehltendenz« gerade gegenüber dem behandelten Leben als Gegenstand sichtbar wird.
Alle Dialektik lebt immer eigentlich in dem, was sie bringt, vom Tisch der anderen. Das leuchtende Beispiel: Hegels Logik. Nicht nur, daß es bei flüchtiger Betrachtung schon in die Augen springt, daß die eine traditionelle Logik lediglich verarbeitet ist. Er betont es selbst ausdrücklich: »jenes erworbene Material«, Plato, Aristoteles, ist »eine höchst wichtige Vorlage, ja eine notwendige