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Die Idee der Faktizität und der Begriff »Mensch«

der hellenistischen Spekulation und Theosophie als Hypostasenbegriffe der λόγος, die σοφία, die πίστις auf.

Die heute gangbaren Begriffe von Mensch gehen auf die genannten beiden Ursprünge zurück, mag die Idee der Person im Anschluß an Kant und den deutschen Idealismus oder in Anknüpfung an die mittelalterliche Theologie aufgerafft sein.


§ 4. Der Begriff »Mensch« in der biblischen Tradition


Die Explikation der Idee des Menschen als Person, welcher Begriff den griechischen ζῷον λόγον ἔχον in sich aufnimmt, wird gewonnen am Leitfaden einer für die christliche Theologie in mehrfacher Hinsicht klassischen Stelle, Genesis I, 26, in LXX (Septuaginta): καὶ εἶπεν ὁ θεός ποιήσωμεν ἄνθρωπον κατ᾿ εἰκόνα ἡμετέραν καὶ καθ᾿ ὁμοίωσιν im Sinn ziemlich identisch.

(Idee Gottes aus Hinsehen auf Menschen; jeweiliger religiöser Stand. Beide Hinsichten sehen.) Vgl. Kuhn: Sinnlich vernünftiges Wesen (natura, ουσία — »persönliches« Wesen (ύπό- στασις, substantia), »capax alieujus veritatis de deo« et »alieujus amoris dei«3.

Die Geschichte der Interpretation der Genesis-Stelle beginnt mit Paulus, I. Cor. X I , 7: ἀνὴρ μὲν γὰρ οὐκ ὀφείλει κατακαλύπτεσθαι τὴν κεφαλήν, εἰκὼν καὶ δόξα θεοῦ ὑπάρχων.

Vgl. II. Cor. III, 18; Rom. VIII, 29: ὅτι οὓς προέγνω καὶ προώρισεν συμμόρφους τῆς εικόνος τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ, εἰς τὸ εἶναι αὐτὸν πρωτότοκον ἐν πολλοῖς ἀδελφοῖς.

Problem: Was ist die Frau?

Tatian (um 150), Λόγος πρὸς Ἕλληνας: μόνος δὲ ὀ ἄνθρωπος εἰκὼν καὶ ὁμοίωσις τοῦ θεοῦ, λέγω δὲ ἄνθρωπον οὐχὶ τὸν ὅμοια τοῖς ζῴοις πράττοντα (nicht als ζῷον), ἀλλὰ τὸν πόρρω μὲν τῆς ἀνθρωπότητος πρὸς αὐτὸν δὲ τὸν κεχωρηκότα (den weiter fortgeschrittenen).


3 Die christliche Lehre von der göttlichen Gnade I. Theil. Tübingen 1868, S. 11.


Martin Heidegger (GA 63) Ontologie: Hermeneutik der Faktizität