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Bezugssinn des Lebens: Sorgen

        Das Leben als Sorgen lebt in einer Welt und sorgt sich in
        den mannigfaltigsten Weisen der entsprechenden Bezüge, Vollzüge
        und der Zeitigung um die jeweils in der Erfahrung
        begegnenden Gegenstände und die Begegnisse selbst. Nicht die
        Bedeutsamkeit als kategorialer Charakter ist Gegenstand der
        Sorge, sondern je Weltliches, das seinen entsprechenden gegenständlichen
        Ausdruck findet, den das Leben selbst ausbildet.
        Nicht ist Bedeutsamkeit als solche erfahren, ausdrücklich; sie
        kann aber erfahren werden. Das »kann« hat seinen besonderen
        kategorialen Sinn; Übergang von Ausdrücklichkeit zu Unausdrücklichkeit
        ist im eminenten Sinne »kategorial« (Kategorieninterpretation!).
        Die Bedeutsamkeit wird aber ausdrücklich in
        der eigenen Interpretation des Lebens bezüglich seiner selbst,
        von wo aus erst voll verständlich wird, was es »ist« und heißt:
        »in« Bedeutsamkeit faktisch leben. Eine verkürzte Rede: »in
        Bedeutsamkeiten leben« meint: in, aus und von Gegenständen
        im kategorialen Gehaltscharakter des Bedeutsamen leben.
        Im Sorgen erfährt das Leben jeweils seine Welt, und dieser
        Grundsinn des Erfahrenseins ist für alle Gegenständlichkeitsinterpretation
        - auch und sogar die formallogische mit inbegriffen
        - vorgrifflich sinngebend, nach dem vollen Sinn.
        [Die Bewegtheit des faktischen Lebens ist vorgängig auslegbar,
        beschreibbar als die Unruhe. Das Wie dieser Unruhe als
        volles Phänomen bestimmt die Faktizität. Betr. Leben und
        Unruhe vgl. Pascal, Pens. I-VII; wertvoll die Deskription, nicht
        aber die Theorie und die Vorhabe; vor allem: Seele - Körper, le
        voyage eternel, für existenzielle Philosophie derart nicht zugänglich.
        Die Unruhe-erhellung, die erhellte Unruhe; Un-ruhe
        und Fraglichkeit; Zeitigungsmächte; Unruhe und das Wozu.
        Der unruhige Aspekt der Unruhe. Das unabgehobene, unentschiedene
        Zwischen des Aspekts des faktischen Lebens: zwischen
        Um-, Mit-, Selbst-, Vor- und Nachwelt; etwas Positives.
        Das überall Durchsickern der Unruhe, ihre Gestalten und Masken.
        Ruhe - Unruhe; Phänomen und Bewegung (vgl. das Bewegungsphänomen
        bei Aristoteles).]
    

Martin Heidegger (GA 61) Phänomenologische Interpretationen zu Aristoteles