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Dritte Form der Langeweile

Machtbereich versetzt, dessen die einzelne Person, das öffentliche individuelle Subjekt, nicht mehr mächtig ist.


§ 31. Konkrete Interpretation der tiefen Langeweile
am Leitfaden der Leergelassenheit und Hingehaltenheit


So wird auch hier, wo der Zeitvertreib — roh gesehen — faktisch ganz fehlt, von ihm her schon ein Blick in das Wesen dieser Form der Langeweile möglich. Aber das ist jetzt nur als Vorbereitung zu nehmen für die konkrete Interpretation dieser dritten Form der Langeweile am Leitfaden der heiden Strukturmomente und ihrer Einheit: der Leergelassenheit und der Hingehaltenheit. Wir wissen jetzt aus der Auslegung der ersten und der zweiten Form der Langeweile, daß diese Strukturmomente jeweils gewandelt, daß sie nicht starre Maßstäbe, nicht ein festes Gerippe sind, das wir jeder Form der Langeweile zugrunde legen, sondern nur Anweisungen, um je das eigene Wesen zu erblicken und aus sich selbst heraus zu bestimmen, auf die Gefahr hin, daß nun die Form der Leergelassenheit und Hingehaltenheit in diesem dritten Fall sich erneut verwandelt.


a) Leergelassenheit als Ausgeliefertheit des Daseins
an das sich im Ganzen versagende Seiende


In diesem ›es ist einem langweilig‹ suchen wir nicht das Ausgefülltwerden einer bestimmten, durch eine bestimmte Situation entstandenen und vorhandenen Leere durch ein bestimmtes, in einer bestimmten Situation gerade zugängliches Seiendes. Wir bemühen uns nicht um das Ausfüllen einer bestimmten Leere, die uns aus bestimmten Umständen erwächst, wie etwa aus diesem Zufrühkommen an den Bahnhof. Die Leere ist hier kein Ausbleiben solcher bestimmten Erfüllung. Aber ebensowenig ist sie hier ein Sichbilden jener


Martin Heidegger (GA 29/30) Die Grundbegriffe der Metaphysik