Muß es bei dieser bloßen Vonveisung auf die Tiefe des Wesens bleiben? Mit anderen Worten, können wir jetzt lediglich noch indirekt folgern und weiterschließen darauf, wie die verborgene Tiefe der Langeweile aussehen mag? Wir haben offenbar gewisse Möglichkeiten dazu. Denn wir sehen, die Langeweile ist, je tiefer sie wird, um so völliger in der Zeit verwurzelt — in der Zeit, die wir selbst sind. Demnach müssen wir aus dem tiefer gefaßten Wesen der Zeit uns gleichsam die tiefe Langeweile konstruieren können. Das ist eine klare Aufgabe und durchführbar — unter der Voraussetzung, daß wir die Zeit selbst in ihrer Wesenstiefe verstehen. Doch davon wissen wir gerade nichts. Wir wollen ja umgekehrt -wie schon wiederholt betont — durch die Auslegung des Wesens der Langeweile zum Wesen der Zeit vordringen. Wir wollen das nicht nur aus irgendeinem Eigensinn heraus, sondern weil das Wesen der Zeit auf einem anderen Wege gar nicht nufzuhellen ist, d. h. nicht so, daß wir einfach über die Zeit spekulieren und einen anderen Zeitbegriff uns ausdenken. Damit ist freilich nicht gesagt, daß die Auslegung der Langeweile der einzige Weg sei zum Verständnis der ursprünglichen Zeitlichkeit. Wohl aber ist sie ein Weg, wie er sein muß, das sagt: ein solcher, der nicht die Zeit als einen Befund in unserem Bewußtsein oder eine Form des Subjekts nimmt, sondern ein Weg, auf dem schon vor dem Einschlagen und Begehen desselben begriffen ist, daß gerade das Wesen des Bewußtseins und das Wesen der Subjektivität zuvor in Frage gestellt sein muß, um das Haupthindernis wegzuräumen, das den Zugang zur ursprünglichen Zeit versperrt. Es ist also wohl zu beachten, daß die Auffassung des Menschen als Bewußtsein, als Subjekt, als Person, als Vemunftwesen und der Begriff von all dem: von Bewußtsein, Subjekt, Ich, Person in Frage gestellt werden muß, nicht etwa nur der Zugang zum Bewußtsein im Descartesschen Sinne der Methode der Bewußtseinserfassung, sondern die Ansetzung des Menschen als Bewußtsein überhaupt oder als Erlebniszusammenhang oder dergleichen — all das muß in Frage gestellt