5) νοῦς (Cap. 8). Fünf Arten des ἀληθεύειν, des κρίνειν, des Sich-Orientierens, eingebaut in entsprechende Verhaltungen der Lebensbewegung: 1) τέχνη - ποίησις, 2) ἐπιστήμη, ihr entspricht keine weitere Bewegung, da ἐπιστήμη Theorie ist und nur betrachtet. 3) φρόνησις, πρᾶξις, 4) σοφία, 5) νοῦς: Er kommt dem Menschen nicht zu, sondern ist Bestimmung des ersten Bewegers.
Die Weisen des κινεῖν sind doppelt: ποίησις, »Hantierung«, und πρᾶξις, »Handeln« (Nic. Eth. VI 4, 1140 a 2) im eigentlichen Sinne: begründetes Tun, das sich von der Herstellung von etwas dadurch unterscheidet, daß das ἔργον nicht neben dem Tun liegt wie das Nest eines Vogels, sondern im Tun selbst. Das Ziel der Handlung ist die Handlung selbst bzw. das handelnde Wesen als solches. Definition des Menschen: ἄνθρωπος ist ζῷον, dem die πρᾶξις zukommt, ferner λόγος. Diese drei Bestimmungen zusammengezogen: ζωή πρακτική τις τοῦ λόγον ἔχοντος (vgl. Nic. Eth. I 7, 1098 a 3 sq.) ist das Wesen des Menschen. Der Mensch ist das Lebewesen, das gemäß seiner Seinsart die Möglichkeit hat zu handeln. Derselbe Mensch taucht dann wieder bei Kant auf (Kritik der reinen Vernunft; Grundlegung zur Metaphysik der Sitten): der Mensch, der reden, d. h. begründend handeln kann.
Die höchste Art des Handelns ist zu bestimmen aus der Auffassung des Seins und der Seinsmöglichkeiten bei den Griechen. Ein solches Leben ist nicht bloß ζωή, sondern βίος, »Existenz«. In der Geschichte hat sich die Bedeutung dieses Begriffs gerade gewandelt: βίος ist das, was dem Menschen mit anderen Lebewesen gemeinsam ist. Verschiedene Möglichkeiten des βίος (βίοι). Welches ist der höchste βίος, die höchste Existenzmöglichkeit, die Seinsart, in der der Mensch seinem eigentlichen Seinkönnen im höchsten Maße genügt, in der der Mensch eigentlich ist? Alle praktische Verhaltung ist auf etwas außer dem Menschen gerichtet, das als dies und jenes, zeitlich Umgrenztes, bestimmt ist. Alles Tun vollzieht sich innerhalb des καιρός, des »praktischen Augenblicks«. Ein solches Dasein ist