etwa eines Messers zum Schneiden. Verwendbarkeit für etwas. So gehören auch zum menschlichen Dasein verschiedene Eignungen, die auszubilden sind. Besinnung auf die Möglichkeiten des menschlichen Daseins. Die ἀρετή ist primär bestimmt durch die Besinnung auf die Möglichkeit des menschlichen Seins. »Besinnung«: φρόνησις. »Tugend« ist Wissen, ἀρετή ist φρόνησις. Tugend nicht als Eigenschaft des Menschen, die durch nachträgliche Besinnung entsteht. ἀρετή ist nur ἀρετή, sofern sie in der φρόνησις verwirklicht wird.
38. (zu S. 91 ff.)
Sokrates will nicht ein bestimmtes Wissen vermitteln, auch nicht bestimmte moralische Sätze festlegen (Moralsystem). Seine Besinnung geht nicht auf bestimmte Inhalte, sondern nur darauf, daß der Einzelne auf das Verständnis seiner selbst gestoßen wird. Der Instinkt für dieses neue Wissen ist von Sokrates gepflanzt. Erschütterung der damaligen Wissenschaft durch die radikale Forderung eines neuen Wissens; Vorbereitung einer neuen Wissenschaft der Begründung von Wissen und Erkenntnis. Wirklich methodische Besinnung hat für den Fortgang der Wissenschaft grundsätzliche Bedeutung. Die eigentliche Bewegung der Wissenschaft liegt im Erschließen neuer Möglichkeiten des Fragens, der Methode, im Sinne des Fragens nach dem Grund der vorgegebenen Sache und seiner notwendigen Erfassung und Bestimmbarkeit.
Aristoteles: »Es ist zweierlei, was man dem Sokrates zuschreiben muß, gerechterweise: 1. ἐπακτικος λόγος, 2. ὁρίζεσθαι τὸ καθόλου. Dieses beides bezieht sich auf das Prinzipielle der Wissenschaft überhaupt.« (Vgl. Met. M 4, 1078 b 27 sqq.) Ad 1. ἐπαγωγή, »Hinführung« zu etwas, später oft mit »Induktion« übersetzt, was falsch ist; vielmehr das Gegenteil: Hinführung auf das τί, auf das Wesen, und dies ist gerade nicht ein induktives, empirisches Aufsammeln vorkommender Eigenschaften,