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§ 32. Idee der Ersten Philosophie bei Aristoteles

der Fragestellung — nicht hinsichtlich der Theorie — trotzdem wieder die »Logik«, wie wir heute sagen, das λέγεσθαι, die Dialektik im Zusammenhang. Das ist der Sinn der Phrase, die man ab und zu hört, daß bei Aristoteles die Metaphysik logisch und die Logik metaphysisch sei. Sie hat den Sinn, daß auch das ἀληθεύειν der σοφία, das Aufdecken im schlechthinnigen Sinn, noch in gewissem Sinne μετὰ λόγου bleibt, daß also für die Explikation eines vorgegebenen Themas — und wäre es auch nur das ganz bloße Etwas überhaupt — das Ansprechen und Besprechen Leitfaden ist. Dieser Einbruch des λόγος, des Logischen in diesem streng griechischen Sinn, in diese Fragestellung nach dem ὄν ist dadurch motiviert, daß das ὄν, das Sein des Seienden selbst, primär als Anwesenheit interpretiert ist und der λόγος die Art ist, in der ich mir etwas, nämlich das, worüber ich spreche, primär vergegenwärtige. Das also mag als ganz allgemeine Vororientierung über Fragen, die wir im Zusammenhang mit dem »Sophistes« noch genauer behandeln werden, hinreichen6.


6 s. Anhang.


Martin Heidegger (GA 19) Platon Sophistes