ihrer Vorläufigkeit zu charakterisieren. Aristoteles leistet diese Charakteristik im Zusammenhang mit der Forschungsart, die man als »Erste Philosophie« bezeichnet, die das Seiende in seinem Sein betrachtet. Im Zusammenhang mit der Exposition der Idee einer ursprünglichen und ersten Seinswissenschaft beruft sich Aristoteles auch auf die Dialektiker und Sophisten, sofern er sagt, auch diese machen den Anspruch, Philosophen zu sein.4 Zugleich mit diesem Anspruch auf Philosophie ist ihre Erkenntnis und ihr Erkenntnis-Interesse auf das Ganze, auf das ὅλον, auf die ἅπαντα, auf alles Seiende gerichtet, nicht auf ein bestimmtes Seiendes. Aristoteles entnimmt in dieser Betrachtung aus der Tatsache, daß es Dialektiker und Sophisten gibt als uneigentliche Philosophen, eine Bewährung dafür, daß die Philosophie auf das Ganze zielt. Sie zielt allerdings auf das Ganze, ὅλον, in einem ganz bestimmten Sinne: nicht in der Weise, daß die inhaltlichen Bestimmtheiten alles Seienden, das es gibt, gleichsam aufgezählt würden, erzählt würde, was es für Seiende gibt, wie die Dinge im einzelnen beschaffen sind; sondern sie zielt auf das Seiende, sofern es ist, und nur insofern. Sie geht also nicht, wie wir sagen würden, auf das Ontische, auf das Seiende selbst, derart, daß ich im Seienden aufgehe, sondern sie geht so auf das Seiende, daß ich das ὄν anspreche als ὄν — das ὂν λεγόμενον ᾗ ὄν — daß ich das Seiende also so anspreche, daß es lediglich hinsichtlich seines Seins angesprochen wird und nicht in einer anderen Hinsicht. Diese Idee der »Onto-logie«, des λέγειν, des Ansprechens des Seienden hinsichtlich seines Seins hat Aristoteles zum ersten Mal in aller Schärfe exponiert In diesem Zusammenhang kommt er auf die Abgrenzung der Dialektik und Sophistik gegenüber dieser Idee einer Ersten Philosophie. Wir wollen uns dies ganz kurz etwas konkreter klar machen an Hand der Exposition, die Aristoteles im Buch IV der »Metaphysik« gibt.
4 Met. IV, 2; 1004b17 sqq.