§ 17. Zusammenfassung1: Die Weisen des ἀληθεύειν als Modifikationen des sich orientierenden Daseins
Wir haben einen Einblick gewonnen in das Dasein, sofern in ihm verschiedene Weisen des ἀληθεύειν zunächst so hegen, daß diese nicht gegeneinander abgegrenzt sind und also daß eine Vieldeutigkeit hinsichtlich des Gebrauchs der Ausdrücke τέχνη, ἐπιστήμη, φρόνησις, σοφία besteht. Die Ausbildung dieser Vieldeutigkeit ist nicht beliebig. Und eine wirkliche Überwindung dieser Vieldeutigkeit kann nicht so geschehen, daß einfach dogmatische Definitionen dagegengehalten und diese Verhaltensweisen festgelegt werden. Die Vieldeutigkeit ist erst dann überwunden, wenn deren Motive sichtbar sind, d.h. wenn verständlich wird, warum diese verschiedenen Ausdrücke in dieser Vieldeutigkeit gebraucht werden.
Das Dasein deckt seine nächste Umwelt auf: Es orientiert sich in seiner Welt, ohne daß die einzelnen Weisen des SichOrientierens ausdrücklich gemacht werden. Sofern dieses Sich-Orientieren ein Kenntnisnehmen und Überlegen ist, das auf das Herstellen geht, ist es von der Art der τέχνη. Sofern dieses iSich-Auskennen doch ein Wissen ist und ausdrücklich als^ Wissen auftritt, kann derselbe Tatbestand als ἐπιστήμη aufgefaßt werden. Das braucht noch gar nicht Wissenschaft zu sein. Sofern das Sich-Orientieren auf ein πρακτόν geht, das für den eigenen Gebrauch, ατῷ,βΐΓ einen selbst, erledigt wird, ist dieses Sich-Orientieren φρόνησις im weitesten Sinne, wie sie den ζφα zu eigen ist. Ob das in solcher Orientierung Entdeckte das ποιητόν einer πρᾶξις ist oder nicht, verschlägt dabei nichts. Sofern das Sich-Orientieren ausdrücklich auf das αίτιον geht und lediglich zu einem wirklichen Verstehen wird, können dieselben Weisen des Sich-Orientierens — τέχνη, ἐπιστήμη, φρόνησις auch als σοφία aufgefaßt werden. Das ist der fundamentale
1 Überschrift in der Hs. Heideggers.