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§ 11. Die ersten drei Stufen des εἰδέναι

ἀρχῶν εἰδέναι, ἀλλὰ καὶ περὶ τὰς ἀρχὰς ἀληθεύειν. ὥστε εἴη ἂν ἡ σοφία νοῦς καὶ ἐπιστήμη, ὥσπερ κεφαλὴν ἔχουσα ἐπιστήμη τῶν τιμιωτάτων (a17 sqq). »Es muß also der σοφός nicht nur das Seiende aus den ἀρχαί wissen, sondern er muß auch aufdecken im Umkreis der ἀρχαί, so daß die σοφία νοῦς καὶ ἐπιστήμη und, gleichsam das Haupt habend, ἐπιστήμη der τιμιώτατα ist«. Weil die σοφία die strengste Wissenschaft ist, geht sie auf die τιμιώτατα, die vorzüglichsten Gegenstände des Erkennens, nämlich das Immerseiende, ἀεί, so zwar, daß sie dabei die ἀρχαί aufdeckt. Deshalb hat sie das Haupt, nimmt die erste Stelle ein, hat sie das μάλιστα ἀληθεύειν.

Es kommt nun darauf an, die γένεσις dieser höchsten Möglichkeit des menschlichen Daseins aus diesem selbst zu verstehen. Methodisch sei dazu noch das Folgende bemerkt5. Das ἀληθεύειν ist eine Seinsweise des Daseins, und zwar, sofern es sich zu einem Seienden, zur Welt bzw. zu sich selbst, verhält. Das Seiende, das in griechischem Sinne das eigentliche Sein ist, ist die Welt bzw. das ἀεί. Da das Sich-Aufhalten-dabei in seinem Sein von dem Wobei her bestimmt wird, sind die Seinsweisen des Daseins aus dem Verhalten dazu zu interpretieren.



§ 11. Die ersten drei Stufen des εἰδέναι: αἴσθησις-ἐμπειρία-τέχνη

(Met 11)


a) αἴσθησις.

Der Vorrang des ὁρᾶν. Das ἀκούειν als Bedingung des Lernens,

μνήμη und φρόνησις


Wir wissen aus den bisherigen Betrachtungen, daß es bei der σοφία nur um ein Orientiertsein des Daseins geht, um das Aufgedeckt- und Sichtbarsein. Weil die σοφία als reines θεωρεῖν



5 Vgl. die Bemerkung zur Methode S.62.


Martin Heidegger (GA 19) Platon Sophistes