die ἀρχή des Seienden erschließt. Die zweite Frage ist immer das Kriterium dafür, ob das ἀληθεύειν ein eigentliches ist oder nicht. Diese doppelte Fragestellung ist auch wirksam bei der τέχνη. Diese ist ein ἀληθεύειν innerhalb des λογιστικόν. Und so wie beim ἐπιστημονικόν die ἐπιστήμη als das nächste ἀληθεύειν nicht das eigentliche ἀληθεύειν war, so wird sich auch beim λογιστικόν die τέχνη als das ἀληθεύειν, das bekannter ist, als uneigentliches ἀληθεύειν herausstellen. Sofern die τέχνη dem λογιστικόν zugehört, ist sie ein Erschließen von Seiendem, ὃ ἐνδέχεται ἄλλως ἔχειν (vgl. Eth. Nic. VI, 4; 1140a1), »was auch anders sein kann«. Auf solches Seiende bezieht sich aber auch die φρόνησις. Innerhalb des ἐνδεχόμενον gibt es also einen Unterschied; es kann sein ein ποιητόν oder ein πρακτόν, Thema einer ποίησις, eines Herstellens, oder einer πρᾶξις, eines Handelns.
c) πρᾶξις und ποίησις als nächste Vollzugsweisen des ἀληθεύειν. Die ἐπιστήμη als eigenständige »πρᾶξις« des ἀληθεύειν
Wir haben bisher an der ἐπιστήμη ein Phänomen noch nicht eigentlich sehen können, das in allen Weisen des ἀληθεύειν mehr oder minder ausdrücklich beschlossen liegt. [27] Die ἐπιστήμη ist, sofern sie als eine Aufgabe vollzogen wird, selbst eine πρᾶξις, freilich eine πρᾶξις, die nicht wie das Herstellen irgendein Resultat zum Ziel hat, sondern die lediglich darauf aus ist, das Seiende als ἀληθές zu gewinnen. Im Erkennen des ἀληθές liegt also Aufgabe und Ziel der ἐπιστήμη. Zunächst und zumeist aber steht das Erkennen im Dienste des Verfertigens. Das ἀληθεύειν macht die Vollzugsweise einer ποίησις oder πρᾶξις mit aus.
Denn das ἀληθεύειν ist ja nicht die einzige Bestimmung der ψυχή. Es ist nur eine bestimmte, allerdings konstitutive Möglichkeit eines Seienden, das den Charakter des Lebens (ψυχή) hat: desjenigen Seienden nämlich, das dadurch ausgezeichnet ist, daß es/spricht. Ganz allgemein charakterisiert Aristoteles die beiden Grundmöglichkeiten der Seele (ψυχή) als κρίνειν