Sie führt ja ursprünglich zum καθόλου hin, während ἐπιστήμη und συλλογισμός ἐκ τῶν καθόλου (Eth. Nic. VI, 3; 1139b29) sind. Es bedarf also in jedem Fall der ἐπαγωγή, ob es nun lediglich bei ihr bleibt oder ob ein wirklicher Beweis erfolgt. Jede ἐπιστήμη ist διδασκαλία, d.h. sie setzt immer solches voraus, was sie als ἐπιστήμη nicht selbst aufklären kann. Sie ist ἀπόδεξις, Aufzeigen von etwas her, was schon vertraut und bekannt ist. [26] So macht sie immer schon Gebrauch von einer ἐπαγωγή, die sie selbst nicht eigentlich vollzieht. Denn sie ist im vorhinein hinreichend vertraut mit dem »von wo aus«. Die ἐπιστήμη setzt also ah ἀπόδεξις immer etwas voraus, und was sie voraussetzt, ist gerade die ἀρχή. Und diese erschließt sie nicht eigentlich selbst.
Weil also die ἐπιστήμη selbst nicht das, was ihr voraus liegt, aufzeigen kann, zeigt sich im ἀληθεύειν der ἐπιστήμη ein Mangel Sie reicht nicht aus, das Seiende als solches aufzuzeigen, sofern sie gerade nicht die ἀρχή erschließt. Deshalb ist die ἐπιστήμη keine βελτίστη ἕξις des ἀληθεύειν. Die höchste Möglichkeit innerhalb des ἐπιστημονικόν ist vielmehr die σοφία.
Trotzdem ist ein eigentliches Wissen immer mehr als das bloße Kennen von Resultaten. Wer bloß über die συμπεράσματα (vgl. b34) verfügt, über das, was am Ende herauskommt, und dann weiter redet, der hat kein Wissen. Er hat die ἐπιστήμη nur κατὰ συμβεβηκός (An. Post. I, 2; 71b10), von außen; sie fällt ihm zu, ihm, der eigentlich unwissend ist und auch bleibt. Zum Wissen selbst gehört das Verfügen über den συλλογισμός, das Durchlaufenkönnen des Begründungszusammenhanges, in dem ein Schlußsatz hängt. — Die ἐπιστήμη ist also ein ἀληθεύειν, welches das Seiende, und zwar das ImmerSeiende, nicht eigentlich verfügbar macht. Denn dieses ist ihr gerade noch verdeckt in den ἀρχαί.
Zu Anfang wurde betont, daß Aristoteles bei der Analyse der Phänomene des ἀληθεύειν diesen doppelten Weg einschlägt: zunächst fragt er nach dem Seienden, das erschlossen werden soll; sodann stellt er die Frage, ob das jeweilige ἀληθεύειν auch