ganz weitem Sinne jedes ἀληθεύειν ist, — und zwar im Sinne einer gewissen Angemessenheit an das Seiende, so, daß diese beiden Weisen des ἀληθεύειν bei dem Seienden, das sie aufdecken, gleichsam zu Hause sind, dann muß gegenüber der Verschiedenheit des Seienden auch jede Weise des seelischen Verhaltens — des Aufdeckens — seiner Seinsstruktur nach anders sein mit Bezug auf das jeweilige Seiende«.
[21]b) Aufgabe und erster Aufriß der Untersuchung
Diese beiden Grundarten des Aufschließens, das ἐπιστημονικόν und das λογιστικόν, werden nun von Aristoteles genauer im Hinblick darauf befragt, welche das μάλιστα ἀληθεύειν sei, welche am meisten das Seiende aus der Verborgenheit nimmt, ληπτέον ἄρα ἑκατέρου τούτων τίς ἡ βελτίστη ἕξις (a15 sq). In bezug auf beide ist auszumachen, welches die βελτίστη ἕξις, die eigentlichste Möglichkeit ist, das Seiende je an ihm selbst aufzudecken und als Aufgedecktes zu verwahren, d.h. zu ihm zu sein als Sein bei. Für das ἐπιστημονικόν liegt diese höchste Möglichkeit in der σοφία, für das λογιστικόν in der φρόνησις. Es gibt also Unterschiede und Stufen des erschließenden Zugangs und Verwahrens; die Welt ist für das Dasein nicht ohne weiteres gleichmäßig aufgedeckt; das Dasein, sofern es in sich selbst die Möglichkeit hat, die Welt und sich aufzuschließen, ist nicht in einer gleichmäßigen Erschlossenheit. Die genauere Analyse des Aristoteles geht nicht von den höchsten Weisen des ἀληθεύειν aus, sondern von den Weisen, die man zunächst im Dasein sieht, von der ἐπιστήμη (Kap.3) und der τέχνη (Kap.4), und er schreitet durch den Nachweis voran, daß diese nicht die höchsten sind. Dabei greift Aristoteles das Verständnis auf, das man üblicherweise von den Weisen des ἀληθεύειν hat. Es handelt sich also nicht um einen erfundenen Begriff von Wissen und SichAuskennen, sondern Aristoteles sucht nur das zu fassen und schärfer zu fassen, was man so darüber meint. Die Betrachtungsart, die Aristoteles bei der Analyse der fünf Weisen des