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Erster Teil


sich freigibt und freihält für das zu Denkende, um von ihm her seine Bestimmung zu empfangen.

b) Die Vorläufigkeit. Damit, daß das Denken in das Ereignis einkehrend allererst aus ihm seine Bestimmung erhält — was bereits bei der Erörterung des Schrittes zurück anklang —, hängt aufs engste ein weiterer Charakter des Denkens zusammen, der für den Vollzug der Seinsfrage mit entscheidend ist. Dieser Charakter ist die Vorläufigkeit. Sie hat über die nächste Bedeutung hinaus, daß dieses Denken stets nur vorbereitend ist, den tieferen Sinn, daß dieses Denken jeweils — und zwar in der Weise des Schrittes zurück — vorausläuft. Die Betonung der Vorläufigkeit entspringt also nicht irgendeiner gespielten Bescheidenheit, sondern hat einen strengen sachlichen Sinn, der mit der Endlichkeit des Denkens und des zu Denkenden zusammenhängt. Je sachgemäßer der Schritt zurück vollzogen wird, desto entsprechender wird das vorauslaufende Sagen.

c) Die verschiedenen Wege in das Ereignis. Vom Ereignis ist bereits in früheren Schriften die Rede: 1. im Humanismus-Brief, wo schon vom Ereignis gesprochen wird, jedoch erst noch in einer bewußten Zweideutigkeit. 2. Deutlicher ist vom Ereignis die Rede in den vier Vorträgen, die im Jahre 1949 unter dem gemeinsamen Titel »Einblick in das was ist« [GA Bd. 79] gehalten wurden. Diese bis auf den ersten und den letzten noch unveröffentlichten Vorträge sind betitelt: Das Ding, Das Gestell, Die Gefahr, Die Kehre. (Vgl. Vorträge und Aufsätze [1954]) S. 163 ff. [GA Bd. 7, S. 165 ff.] Das Ding.) 3. In dem Technik-Vortrag, der nicht bloß eine andre Fassung des soeben genannten Vortrags »Das Gestell« ist. (A.a.O. S. 13 ff. [GA Bd. 7, S. 5 ff.] Die Frage nach der Technik; ferner: Opuscula 1, Die Technik und Die Kehre [1962].) 4. Am deutlichsten im Identitätsvortrag. Identität und Differenz (1957) S. 11 ff. [GA Bd. 11, S. 31ff.]


Martin Heidegger (GA 14) Zur Sache des Denkens