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Vigiliae II

gezeichnete Transzendenz« (in Vorn Wesen des Grundes)20 sind einzig auf das Seinsverständnis zu dessen Erläuterung als des Grundzuges des Daseins im Bezug zum Sein bezogen. Dies gilt vor allem von der in »Sein und Zeit« erläuterten Ent-schlossenheit des Da-seins als solchem zum Tod als der äußersten Möglichkeit des Ausstehens des Daals der Lichtung von Sein als solchem.

Wer es unterläßt, das Seinsverständnis — als rechtbedachtes — zu erfahren und von ihm aus das Menschenwesen in seiner Zugehörigkeit »zum Sein« zu bedenken, wird einmal die einzige und von Beginn an klar verfolgte Frage in »Sein und Zeit« mitfragen können. Er wird sich, unter Beiseitelassung des einzig Tragenden und Bestimmenden des Seinsverständnisses — an vereinzelte, vielleicht neuartige und förderliche Besinnungen des Daseins des Menschen halten und so z.B. an [sie] das In-der-Welt-sein als eine erhebliche Verbesserung der begrifflichen Ausarbeitung der Subjektivität des menschlichen Subjekts benützen und die »Transzendenz« des Daseins, eine »ausgezeichnete«, vom In-der-Welt-sein her vorstellen, statt sie in das Seinsverständnis als eine Charakteristik von diesem zurückzunehmen.


Der Brauch ist keine Herabsetzung des Seins in die Abhängigkeit von einem vereinzelten Seienden, als solches man den Menschen vorstellt. Der Brauch ist vielmehr die wesenhafte Bereicherung des bisher zufolge der Seinsvergessenheit nur von Anwesen her vorgestellten Wesens [des] Seins; er ist die Erhöhung des Seins in seine eigentliche Wahrheit, die eigentlich nur wahren und gewahren kann im und als das Ereignis.

Der Brauch ist keine Relativierung des Seins auf ein vereinzeltes Seiendes von der besonderen Art des Menschen.

Der Brauch ist der Be-zug, das heißende, anrufende Kommenlassen der Lichtung von Sein und d.h. von Seiendem als solchen inmitten desselben.


20 [Heidegger: Vom Wesen des Grundes. In: Ders.: Wegmarken. GA 9. A.a. O.. S. 159.]


Martin Heidegger (GA 100) Vigiliae und Notturno

GA 100