ANMERKUNGEN ZU KARL JASPERS
»PSYCHOLOGIE DER WELTANSCHAUUNGEN«
Das eingangs kundzugebende Zugeständnis, daß eine »angemessene« Richtung für eine positiv aufschließende Kritik der von Jaspers vorgelegten Arbeit aus dem Besitzstand gegenwärtigen wissenschaftlichen und philosophischen Erkennens nicht verfügbar ist, mag die Eigenständigkeit und Bedeutung der Leistung gebührend anzeigen. Eine vorgängige Besinnung über Weg- und Anspruchsweite einer den immanenten Intentionen sich anmessenden und ihnen nachgehenden Kritik soll, entfernt davon, ein müßiges Beratsdhlagen über mögliche Methoden zu sein, mithelfen, den Gegenstand der Anmerkungen zu charakterisieren.
Die Arbeit ist erwachsen aus Bemühungen um die Psychologie als Ganzes (5), die zu sehen geben soll, »was der Mensch sei« (ib). Die Weltanschauungspsychologie, ein besonders gearteter und fungierender »Teil« dieses Ganzen, will die »Grenzen des Seelenlebens« abschreiten und so einen klaren Gesamthorizont für das Seelische beistellen. Dieses Abschreiten der Grenzen ist näherhin ein ordnendes Durchbetrachten der letzten Positionen menschlichen geistigen Seins in dessen substantieller Totalität. Das bedeutet ein »Abstecken des Bezirks, den wir zur Zeit begrifflich besitzen« (6). Die Weltanschauungspsychologie ist nur der eine Weg, »Stützen« zum Erfassen des seelischen Ganzen zu gewinnen. Der andere ist gegeben in der »Allgemeinen Psychologie« (Prinzipien- und Kategorienlehre, Methodologie der psychologischen Erkenntnis). Ein solches betrachtendes ZumVerstehen-Bringen und Übersehbar-Machen der Grundkräfte und Tendenzen seelisch-geistigen Lebens als eines Ganzen hat, dergestalt, wie es hier durchgeführt ist, an sich schon — ohne auf seine eigentliche Abzweckung eingeschätzt zu werden — eine erkenntnisfördernde Bedeutung für die Psychiatrie als wie