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§ 17. Die Offenbarkeit des Daseins qua Da-sein

eingeschlossen, auch nicht, wenn Dasein allein ist bei etwas, sondern das Sein bei ... ist wesenhaft derart, daß jederzeit in es - als offenbares — anderes Dasein treten kann. Soll das verhin-dert werden, dann muß Dasein sich erst verschließen, d.h. es ist zuvor schön offen und wesenhaft offen, weil Verschlossenheit immer nur Privation ist.

Das Sein bei entdecktem Vorhandenen ist als solches nie ein-geschlossen, sondern Erschlossenes; in eins mit dem zum Vor-handenen hin offenen Sein bei... ist dieses selbst unverborgen, und umgekehrt: nur ein als solches selbst offenbares Sein ist Sein bei ... Es ist, was es ist, nämlich Sein bei . . ., als sich erschließendes; zum Wesen dieses Seins gehört Sich-erschlie-ßen. Das Sein bei ... ist erschließend erschlossenes, und sofern das Sein bei Vorhandenem wesenhaft zum Dasein gehört, heißt das: Das Dasein ist als solches erschlossenes.

IWas heißt das aber? Das Dasein ist erschlossenes nicht erst auf Grund des Erfaßtseins durch ein anderes (schon deshalb nicht, weil Erfassen von Dasein heißt: Erfassen eines Seienden, das von Hause aus erschlossen ist). Das Dasein erschließt sich selbst, also, wird man sagen, wenn nicht für andere, dann für sich. Dann haben wir die altbekannte Tatsache: Der Mensch hat Be-wußtsein von Objekten und hat dabei auch ein Bewußtsein von sich, Selbstbewußtsein. Jedes Bewußtsein ist auch Selbstbe-wußtsein. Ein Satz, der im deutschen Idealismus bis zum Überdruß erörtert wurde, den auch Kant zugrundelegt und den schon Descartes kennt, lautet: cogito aliquid = cogito me cogi-tare aliquid. Wenn gerade der Bewußtseinsbegriff verhindert hat, den rechten Begriff der Subjektivität zu gewinnen, dann ist alle kritische Vorsicht geboten, auch dann und gerade dann, wenn von Selbstbewußtsein gesprochen wird. Aber wir sahen: Im Sein- bei . . . liegt gar nicht notwendig ein Wissen um sich selbst, eine Rückwendung auf sich; ja gerade das elementare und unverfälschte Sein bei . . . geht in den Dingen auf und ist nicht durch Reflexion beschwert. Gleichwohl müssen wir sa-gen: Es erschließt sich gerade dann. Sich-erschließen, das wir


Martin Heidegger (GA 27) Metaphysische Anfangsgründe der Logik im Ausgang von Leibniz